Amorine Feddeler, Robert Biesewig und Marco Schröder im Gespräch

von DigitaleBuehne_Admin

Die Digitale Bühne im Test: Das Hamburger Konservatorium (KON)

Die Digitale Bühne im Test

Robert Biesewig, Leitung E-Learning am Hamburger Konservatorium / Foto: privat

Das Hamburger Konservatorium (KON)

Amorine Feddeler, Robert Biesewig und Marco Schröder im Gespräch

Im Hamburger Konservatorium betreuen 280 Lehrkräfte und Mitarbeiter:innen etwa 11,000 Musikschüler:innen, rund 250 internationale Studierende und ein umfangreiches Konzertprogramm. Vor der Pandemie hatte das KON bereits ein Messenger-System, die KONapp, und ein digitales Aufnahmegerät, den KONcorder entwickelt, mit denen der Unterrichts-und Lehrbetrieb in der Pandemie aufrecht erhalten werden konnte. Anfang 2021 führte das KON die digital-stage-ov-box ein, um dem Elbphilharmonie Publikumsorchester gemeinsame digitale Proben zu ermöglichen, und es setzt mittlerweile digital-stage-web und digital-stage-pc auch im Unterricht ein. Im Umgang mit dem digitalen Medium zeigte sich schnell ein ganzes Spektrum von Nutzungsszenarien über die COVID-Pandemie hinaus, und in der digitalen Dimension wurde auch eine neue Hörerfahrung möglich, eine „Intimität des Musizierens“, wie Michael Petermann, Direktor des KON, es nannte, in der man über den Kopfhörer sich selbst und die anderen genauer hört. In der Freude am Experiment erschließt das KON neue Erfahrungshorizonte im digitalen Raum.

Amorine Feddeler (AF) spielt Geige, Cello und Klavier, ist Dozentin an der KON Musikschule und leitet das KON Kinderorchester.

Robert Biesewig leitet die Abteilung e-learning am KON und ist mit Marco Schröder der zentrale Ansprechpartner in allen Fragen des Supports für die KONapp, den KONcorder, und die Digitale Bühne.

Marco Schröder (MS) ist Posaunist, Dozent an der KON Akademie und Musikschule, und hat das Elbphilharmonie Publikumsorchester in seinen digitalen Proben durch die Pandemie begleitet. Das Orchester kam mit dem neuen technischen Set-up - OV-Box, Mikrofon, Kopfhörer, Audio-Interface, LCD-Bildschirm - dank eines umfassenden Supports, an dem sich auch Mitglieder des Orchesters selbst beteiligt hatten, problemlos zurecht. „Die Internetabdeckung einiger Musiker:innen im Orchester bleibt unsere einzige Hürde in der Probe.“ (MS)

Marco Schröder / Foto: marcoschroeder-fotografie.de

In einem neuen Use Case mit der Digitalen Bühne soll das KON Kinderorchester, das weltweit Partnerschaften hat, Erfahrungen mit hybriden Proben sammeln: eine Orchestergruppe spielt im KON, während andere Kinder von anderen Orten über einen großen Bildschirm zugeschaltet werden. In ersten Proben mit der Web-Version der Digitalen Bühne zeigte sich, dass nicht alle Kinder im Orchester eine LAN-Verbindung zur Verfügung haben, während in der Verbindung über WLAN das gemeinsame Musizieren nur mit Einschränkungen möglich ist. Amorine Feddeler wird die neue PC-Version der Digitalen Bühne testen, die den gegebenen Voraussetzungen besser entgegenkommt, und wünscht sich eine technische Begleitung bei der Probe. „Wenn ich 80 Kinder im Orchester führe, die musikalische und organisatorische Leitung habe, dann bin ich dankbar für eine Unterstützung auf der technischen Seite.“ (AF) Um die Digitalisierung als eine Chance umzusetzen, sind auf der Ebene der Städte und der Bundesländer auch strukturelle Mittel für zusätzliches technisches Personal gefragt. Im digitalen Musikunterricht setzen sich die Fragen der technischen Infrastruktur fort.


Remote Lessons mit Mathias Weber im Rahmen des E-Learning Programms des Hamburger Konservatoriums / Foto: Robert Biesewig

Marco Schröder unterrichtet seit dem ersten COVID-Lockdown digital und hat anfangs auch Skype, Facetime, Zoom und Sirius ausprobiert. „Aber alle diese Systeme haben Latenz, und es ist daher nicht möglich, auf ihnen online zusammen zu musizieren.“ Die Digitale Bühne hebt diese Einschränkung auf. „Es gibt allerdings einen Faktor, an dem wir nicht vorbeikommen, und das ist die Geschwindigkeit und die Latenz der Internetverbindung.“ (MS) Amorine Feddeler, die über digital-stage-web Schüler:innen in Hamburg und an anderen Orten bis hin nach Kanada unterrichtet, kennt das Thema ebenfalls aus eigener Erfahrung: „Innerhalb von Hamburg war die Internetverbindung manchmal sehr schlecht, mit Abbrüchen, Aussetzern in Bild und Ton, während die Verbindung nach Kanada stabil lief und eine gute Tonqualität ermöglicht hat.“ (AF) Die laufende Verbesserung der digitalen Infrastruktur in Städten wie Hamburg, aber auch in ländlichen Gebieten unterstützt die Möglichkeiten der Arbeit mit der Digitalen Bühne.

Anders als die meisten Jugendlichen, die mit der digitalen Technik generell vertraut sind, brauchen Kinder für den digitalen Unterricht Anleitung und Betreuung, und oft sind auch die Eltern in der Anschaffung der technischen Ausstattung - Mikrofon, Kopfhörer, Audio-Interface - dankbar für Beratung. „Als wir in der Coronazeit auf Online-Unterricht umgestellt haben, war das für einen Teil der Eltern kein Problem, ein anderer Teil hat vieles neu organisiert, und ein dritter Teil war skeptisch oder hat den Online-Unterricht abgelehnt.“ (AF) Auch die Musiklehrer:innen müssen sich mit der digitalen Unterrichtstechnik oft erst vertraut machen, Armorine Feddeler hat dafür Teile ihrer Freizeit investiert, ebenso wie viele Schüler:innen und ihre Eltern. „Wenn man ein Coaching anbietet, hardware-seitig, software-seitig, aber auch didaktisch-methodisch, dann kann man viele Vorbehalte ausräumen.“ (MS) Generell sind in den Erfahrungen der Pandemie die besonderen Vorteile der künstlerischen Arbeit im digitalen Raum bereits deutlich geworden.

Im digitalen Unterricht und in der digitalen Probe selbst ist es wichtig, einen niederschwelligen Zugang mit einer hohen Qualität zu verbinden, und zu diesem Ziel soll auch die neue PC-Version der Digitalen Bühne beitragen, die neben einem Metronom und der Tonregie auch Bildregie bietet, in der man über Screensharing z.B. Noten zeigen kann. „Wenn wir in der Musik mit hybriden und digitalen Formaten arbeiten, dann ist die Technik eine Brücke, die wir attraktiv gestalten möchten.“ (AF)

Zurück zur Newsübersicht

Mitmachen und ausprobieren