Anett Krause im Gespräch

von DigitaleBuehne_Admin

Einblick in das Digitale Bühne Netzwerk: Das Netzwerkbüro Musikland Sachsen-Anhalt

Einblick in das Digitale Bühne Netzwerk

Anett Krause / Foto: TRANSMEDIAL

Das Netzwerkbüro Musikland Sachsen-Anhalt

Anett Krause im Gespräch

Anett Krause ist promovierte Literaturwissenschaftlerin mit Praxiserfahrung im Theater und in der Musik, seit langem ist sie in der Netzwerkarbeit tätig. Zuletzt hat Anett Krause das Freiraumbüro der Stadt Halle aufgebaut und geleitet, eine Netzwerkeinrichtung für die Freie Szene, und aktuell leitet sie das Netzwerkbüro Musikland Sachsen-Anhalt, das im Mai 2023 unter dem institutionellen Dach des Landesmusikrates gegründet wurde. „Viele Musikakteur:innen hatten sich eine Struktur gewünscht, die ihre Vernetzung untereinander, aber auch über die Grenzen Sachsen-Anhalts hinaus fördert und koordiniert. Wir haben in unserem Bundesland einen großen musikalischen Reichtum, in der Tradition, in der alten und neuen Musik, in der lebendigen musikalischen Gegenwart, und es ist gerade diese Vielfalt und Heterogenität, die uns besonders auszeichnet. Im Netzwerkbüro nehmen wir die Aufgabe wahr, das Profil Sachsen-Anhalts als Musikland in der Öffentlichkeit zu verankern.“

Anett Krause / Foto: TRANSMEDIAL

Die Arbeit des Netzwerkbüros entwickelt sich auf den drei Linien Vernetzen, Vermarkten und Vermitteln. Im Vernetzen geht es darum, Akteur:innen der professionellen Musikszene ebenso wie der breiten Laienmusikszene zusammenzubringen in einen Austausch von Erfahrungen und Wissen, aber auch in eine Zusammenarbeit, in der neue Ideen und Formate entstehen. „Wir haben ein großes Interesse daran, dass Akteur:innen und Institutionen gemeinsam Projekte entwickeln, die unterschiedliche Zielgruppen zusammenbringen. Ich freue mich über jede Art von Kooperation, die wir anstoßen, wenn wir Räume schaffen, wo Menschen sich kennenlernen und Freude daran haben, etwas zu teilen.“

„Im Vermarkten machen wir das Musikland Sachsen-Anhalt in der Öffentlichkeit bekannt, auch als ein Reiseziel, das mit seinen zahlreichen Traditionsorten der Musik touristisch viel zu bieten hat.“ Das Netzwerkbüro baut für musikalische Inhalte gerade eine Präsentationsplattform mit Social Media Kanälen auf, in die auch existierende Plattformen wie etwa der Musikkoffer Sachsen-Anhalt übernommen werden können. Die Vermittlung ist ein Querschnittsthema, das fast alle Akteur:innen in der Musik bewegt. „Das gemeinsame Singen und Musizieren ist eine Art sozialer Leim, eine gesellschaftliche Funktion, und deshalb ist es wichtig, dass wir Zugangswege zur Musik schaffen - für alle Gruppen der Gesellschaft, und auch für Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen.“ Es geht dabei auch darum, Barrieren abzubauen, zum Beispiel die Vorstellung, Musik wäre elitär - ein Thema für die Konzerthäuser und die musikpädagogischen Abteilungen der Theater. Ein weiteres Motiv dafür, dass heute weniger junge Menschen singen und ein Instrument lernen, ist eine Art Perfektionismus, in dem man einen falschen Ton auf jeden Fall vermeiden will. Im Kontrast dazu nehmen die Lehrer:innen an den Schulen die Aufgabe wahr, erst einmal die Freude an der Musik zu wecken.

„Wenn man fördern möchte, dass Menschen gemeinsam singen und musizieren, dann ist es auch wichtig, dass sich alle informieren können, wo es ein Angebot in ihrer Nähe gibt. Eine flächendeckende Übersicht zum Beispiel aller Chöre in Sachsen-Anhalt ist aber schwierig aufzustellen, da nicht jeder Chor Mitglieder hat, die sich um die digitale Präsenz kümmern.“ Gerade in den ländlichen Regionen gibt es viele Chöre und Instrumentalensembles, die schwierig aufzufinden sind. Umgekehrt können junge Menschen in ländlich dünn besiedelten Gebieten, die mit anderen zusammen musizieren möchten, über das Internet Mitspieler:innen finden, mit ihnen über die Digitale Bühne online gemeinsam proben und später Face-to-Face zusammen spielen.

„In den vielen und auch sehr großen ländlichen Regionen, die Sachsen-Anhalt hat, kann das digitale Medium ein Mittel sein, Barrieren abzubauen.“ Mitglieder eines Chors oder Ensembles, die verhindert sind, zu einer Probe zu erscheinen, können digital trotzdem an ihr teilhaben. Und im Musikunterricht kann das digitale Format ebenso als Ergänzung eingesetzt werden. „Ich denke auch an eine ältere Zielgruppe, an Menschen, die seit 30 oder 40 Jahren mit ihrem Ensemble Musik machen und es zunehmend beschwerlich finden, jede Woche vor Ort teilzunehmen. Ich glaube, dass gemeinsames Musizieren sehr viel mit einem analogen Zusammensein zu tun hat, aber gerade in ländlichen Gegenden mit weiten Wegen kann das digitale Medium eine Ergänzung sein, die mithilft, Hürden zum Musizieren abzubauen. Man müsste noch einmal stärker schauen, wo solche zusätzlichen Möglichkeiten einen Ertrag bringen, der vielleicht noch nicht sichtbar geworden ist.“

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