Backstage: Lukas Thiele im Gespräch

von DigitaleBuehne_Admin

Leiter der Nutzungsbetreuung bei der Digitalen Bühne

Backstage: Lukas Thiele

Foto: Christian Jungeblodt

Leiter der Nutzungsbetreuung bei der Digitalen Bühne

Lukas Thiele hat an der Kunsthochschule Kassel Visuelle Kommunikation studiert und die Bewegungsfreiheit des Studiums genutzt, um Filmregie, Kamera und Animation mit Architektur und anderen Arbeitsfeldern zu verbinden. „Ich habe mich von Anfang an für die verschiedensten Medien interessiert, und schon in meinem Studium interdisziplinär gearbeitet.” Ein Schwerpunkt seiner Arbeit lag darin, künstlerische Medien in ihren gegebenen Möglichkeiten zu hinterfragen und neue Perspektiven einzuführen. Als Abschlussarbeit baute er eine Animationsmaschine, die durch ihre technische Anordnung nicht einfach Animationen lieferte, sondern das Verfahren der Animation selbst erfahrbar machte. „In der Installation habe ich drei animierte Loops mit jeweils 100 Figuren vertikal rotieren lassen - das Stroboskop, das die Animation sichtbar machte, hat dabei immer eine Figur ausgelassen und dadurch wurde es möglich, auf einer Scheibe zwischen zwei Animationen zu wechseln.“ Nach dem Studium plante und koordinierte Lukas bei Eidotech in Berlin die Medientechnik für komplexe künstlerische Anwendungen, und arbeitete später selbständig in der Gestaltung und Animation von Projekten. In einem seiner Arbeitsfelder produziert er Animationsfilme, ist seit drei Jahren Produktionsleiter des Festival of Animation Berlin und leitet die Ausstellungsreihe FAB Dimensional, die er ins Leben gerufen hat, um Expanded Animation im Raum erfahrbar zu machen.

 

Auch in die Projekte anderer Arbeitsfelder bringt Lukas künstlerische Ideen und Konzeptionen ein. Für die Digitalisierung einer Kunstausstellung im ländlichen Raum, die einem breiten Publikum die Gelegenheit geben sollte, an den gezeigten Kunstwerken teilzuhaben, entwickelte er einen virtuellen 360 Grad Rundgang und gestaltete die interaktive Website. „Für eine Reihe von Konzerten und szenischen Lesungen, mit der die Berliner Symphoniker besondere Orte und Ereignisse der Stadt in ihrer besonderen Atmosphäre vorgestellt haben, habe ich Trailer produziert und Teile der Recherche übernommen. Dabei ging es auch darum, historische Szenerien aufzuschließen, ein Konzert in der Columbiahalle hatte zum Beispiel die Berliner Luftbrücke thematisiert, dafür habe ich Filmmaterial erstellt und mit Zeitzeugen gesprochen.“ Für das Musiktheater „Brain Pitch“, das die Gruppe DieOrdnungDerDinge demnächst im Berliner Radialsystem aufführt, hat Lukas Filme und Animationen beigetragen, die auf der Bühne laufen, und Renderings, die Teil des Bühnenbilds sind. „Das Stück dreht sich um Programme der Selbstoptimierung durch Musik, die es musikalisch erfahrbar macht und performativ spielerisch kritisiert. Bei ‚Brain Pitch‘ arbeite ich zum ersten Mal mit Musiktheater und finde auch hier die Formen spannend, in denen sich das Akustische und das Visuelle immer wieder neu verbinden.“

Foto: Stefan Vogt

Erste Erfahrungen mit der Digitalen Bühne sammelte Lukas in seiner Arbeit mit dem internationalen Theaternetzwerk teatreBLAU. 2020 hat er für dessen Projekt „Digital Landscape Theatre“, das Anton Tschechows Klassiker „Der Kirschgarten“ neu interpretierte, einen Film hergestellt, der wie ein Theaterstück konzipiert war. „Wir haben improvisierte Szenen auf Mallorca und im brandenburgischen Schönhagen mit Santiago Stankovic an der Kamera aufgenommen, und ich habe daraus ein Theater/Film-Hybrid erstellt, das wir online gezeigt haben.“ 2022 hat teatreBLAU seine Version der Oper „Ba Ta Clan“ von Jacques Offenbach auf der Digitalen Bühne entwickelt und geprobt, die letzten Proben und die Aufführungen fanden dann wieder Face-to-Face statt. „Ba Ta Clan“ wurde mit digitalem Bühnenbild auf dem Land in Seelow und Angermünde gezeigt und über die Digitale Bühne live ins Internet gestreamt. Hier hatte Lukas die technische Leitung für die hybriden Aufführungen übernommen. „Ich habe die technischen Anforderungen definiert, Bedarfslisten geschrieben, das Setup entwickelt, und dann den Sound, der über Raummikrofone hereinkam, mit den Bildern aus unseren Kameras am Mischpult für das Streaming kombiniert.“ Am Ende hatte das online-Publikum die Gelegenheit, mit den Schauspieler:innen auf der Bühne und dem Publikum vor Ort zu diskutieren. „Ich glaube, dass die Möglichkeit, mit wenig Aufwand viele Menschen zu erreichen und zu beteiligen, uns vorwärts bringt in der kulturellen Arbeit.” Auch für das hybride gLOKALE Festival, das teatreBLAU und Digitale Bühne mit lokalen Partnern in drei Ländern 2023 organisierten, hatte Lukas die technische Leitung. Diese Aktivitäten der letzten zwei Jahre zeigen, wie durch öffentliche Förderung zukunftsgewandte Themen und innovative Formate für Kunst, Kultur und Gesellschaft mit digitalen Technologien entstehen, die in diesem Fall durch Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und des MWFK Brandenburg möglich waren.

 

In der Nutzungsbetreuung der Digitalen Bühne unterstützt Lukas seit Anfang des Jahres ein weites Spektrum von Projekten in den Arbeitsfeldern der Musik und des Theaters und schlägt innovative Lösungen vor. Für die weitere Entwicklung der Digitalen Bühne sieht er neue Anwendungsszenarien am Horizont und hat Vorschläge für die Erweiterung der Softwarefunktionen. „Es wäre zum Beispiel schön, wenn wir mehr Möglichkeiten für eine variable Video- und Bildregie anbieten könnten. Mit einem Medium wie der Digitalen Bühne kann man eben auch auf neuen Wegen künstlerisch arbeiten und mit dem Publikum interagieren. Da gibt es noch viel, was ich mir vorstellen kann.“

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