Christel Kanneberg im Gespräch

von DigitaleBuehne_Admin

Die Digitale Bühne im Test: Der Chorverband Sachsen-Anhalt

Die Digitale Bühne im Test

Christel Kanneberg / Foto: Lothar Hennig

Der Chorverband Sachsen-Anhalt

Christel Kanneberg im Gespräch

Christel Kanneberg hat sich schon in ihrer Magdeburger Schulzeit entschieden, Musik zu ihrem Beruf zu machen. Sie studierte in Hannover Schulmusik, mit dem Schwerpunkt Gesang, Chorleitung und Chormanagement, wurde über die Deutsche Chorjugend, in der sie mittlerweile seit September 2023 Musikvorstand ist, Fördermittel-Coachin im Niedersächsischen Chorverband, und kehrte als Leiterin für das Projektmanagement im Chorverband Sachsen-Anhalt nach Magdeburg zurück. Sie singt selbst in Chören verschiedener Genres und übernimmt auch die Leitung von Chor-Workshops. „Im Amateurbereich ist eine der wichtigsten Aufgabe der Chorleitung zu Beginn der Probe, den Chor erst einmal abzuholen. Die Chorist:innen kommen aus ihrem Alltag und Beruf, wir sprechen über musikalische und soziale Themen, und dann singen wir uns langsam ein.“ Die Mitglieder des Chorverbands treten an sehr unterschiedlichen Orten auf: in Kirchen, Konzertsälen, Kulturzentren und Schulaulen, aber auch auf Ausstellungseröffnungen, Gemeindefesten und Weihnachtsmärkten, oder in Kliniken und Seniorenheimen. „Das gemeinsame Singen im Chor bildet einen Zusammenhalt, eine Gemeinschaft. Im Chor treffen sich Menschen, die sich in anderen Kontexten niemals begegnet wären, und sie bekommen über das Singen eine Verbindung.“

Im Chorverband Sachsen-Anhalt sind etwa 300 Chöre mit ungefähr 9,000 Chorist:innen Mitglieder. Das Präsidium arbeitet ehrenamtlich, und auch die zehn Chorkreise, die nach dem Modell von Landkreisen bei der Organisation helfen, werden ehrenamtlich geführt. „Erst seit kurzem haben wir auch hauptamtliche Stellen, die durch das Land Sachsen-Anhalt ermöglicht werden.“ Der Chorverband bietet seinen Chören eine umfassende Versicherung und eine Beratung zu Themen wie Mitgliedergewinnung, Fördermittel und Vereinsrecht. Er übernimmt GEMA-Gebühren für die Veranstaltungen der Chöre, organisiert Fortbildungen und veranstaltet Chorfeste, bei denen Auftritts- und Begegnungsmöglichkeiten geschaffen werden. „Chöre, die eine Chorleitung suchen, können in unserer Chorleitungsbörse inserieren. Wir haben einen Newsletter, der bundesweit über die Chorszene informiert, und eine Zeitschrift, Chorblick, die einmal im Jahr erscheint.“ Wer in einem Chor in Sachsen-Anhalt mitsingen möchte, findet auf der Webseite des Chorverbands die verschiedenen Chorkreise und über sie die passenden Chöre.

Christel Kanneberg / Foto: Nicole Harder

Und neben der internen Kommunikation ist auch die internationale Verständigung ein wichtiges Thema für den Chorverband Sachsen-Anhalt. „Wir haben alle zwei Jahre unser internationales Chorfest in Magdeburg, mit Freundschaftskonzerten und einem internationalen Wettbewerb, das Chöre aus Sachsen-Anhalt und internationale Chöre verbindet. 2022 hat das Chorfest erstmals mit internationalem Wettbewerb durch Kooperation mit INTERKULTUR stattgefunden, mit zehn Chören aus Dänemark, Slowenien, den USA und anderen Ländern, dabei sind schöne Synergien und Bekanntschaften entstanden.“ Für das nächste Chorfest 2024 wird das Konzept erweitert, so dass die Kinder- und Jugendförderung noch mehr Gewicht bekommt.

Ein weiteres Konzept des Chorverbands, um Menschen, die an verschiedenen Orten leben, in der Musik zusammenzubringen, ist der Projektchor. „Im Projektchor geht es uns darum, Sänger:innen einen musikalischen Ort zu geben, die aus Sachsen-Anhalt kommen, vielleicht früher gemeinsam musiziert haben, aber jetzt nicht mehr in Sachsen-Anhalt sind oder verstreut in verschiedenen Landesteilen leben.“ Die Digitale Bühne bietet diesen Chorist:innen die bewährte Möglichkeit, von verschiedenen Orten aus in Echtzeit gemeinsam online zu proben. Aber auch andere Chöre können auf diesem Weg Mitglieder in die Probe einbinden, die gerade auf Reisen sind oder aus anderen Gründen nicht im physischen Probenraum erscheinen können. Die hybride oder digitale Probe soll dabei das traditionelle Miteinander nicht ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen. „Für Projektchöre ist es eine gute Idee, sich musikalisches Repertoire im Vorhinein anzueignen, um sich dann im realen Raum zu treffen, um es zum Klingen zu bringen. So können Chorist:innen mit Gleichgesinnten ein Repertoire erarbeiten und in einer Gemeinschaft musizieren, die sie an ihrem Heimatort nicht hätten finden können.“

Die Digitale Bühne bietet in ihrer Webversion einen Raumeditor, mit dem man die einzelnen Stimmquellen im digitalen Klangraum nach Belieben anordnen kann. So kann man alle Sänger:innen einer bestimmten Tonlage gruppieren und zum Beispiel alle Bässe nach rechts stellen, aber auch die etwas schwächeren Sänger:innen können neben einem stärkeren Mitglied positioniert werden. Vielleicht gibt es bei Amateurchören eine Schwelle im Einsatz digitaler Medien, weil sich die Chorist:innen darauf umstellen müssen, mit Kopfhörer und Mikrofon zu singen. Aber auch in dieser Frage setzt Christel Kanneberg auf die Idee der Gemeinschaft: „Die technischen Erfahrungen sind so individuell wie die Chorszene selbst, es kommen ja Menschen mit ganz unterschiedlichem Alter und Hintergrund zusammen. Die jüngere Generation ist es mehr gewohnt, ein Headset zu tragen und digital zu kooperieren, die ältere vielleicht weniger. Ich könnte mir aber vorstellen, dass sich schöne Synergien ergeben, wenn die Jüngeren den Älteren weiterhelfen oder sie begleiten können.“

Mit freundlicher Unterstützung

Das Projekt "Kultur #digitaldenken: Konzeptbasierte Kulturförderung für die digitale Transformation von Kunst und Kultur" wird unterstützt durch das Land Sachsen-Anhalt.

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