Udo Zimmermann im Gespräch
Udo Zimmermann hat nach seiner Ausbildung zum Kommunikationselektroniker auf dem zweiten Bildungsweg Lehramt für die Realschule in Heidelberg studiert. „Ich werde nie den Tag vergessen, als ich in die Musikbereiche der Hochschule kam, hinter jeder Tür hat man Musik gehört, Geige hier, Klavier da, dort wurde gesungen. Von 1995 bis 2000 habe ich Musik, evangelische Religion und Technik studiert, und mir in dieser Zeit vorgenommen, mein erstes Musical auf die Bühne zu bringen.“ Das Musical „Touch the Sky - König David“ war erfolgreich, wurde von vielen Ensembles in Deutschland, Österreich und der Schweiz nachgespielt. Das Lied „Ich bin bei dir” aus dem Musical fand seinen Weg in viele Liederbücher, andere Veröffentlichungen und hat bei Youtube inzwischen rund 10 Mio. Clicks. Nach dem Studium arbeitete Udo Zimmermann als Lehrer, und als er nach der Geburt seiner Tochter 2012 drei Monate in Elternzeit war, kam er auf die Vision zurück, dass die vier Arbeitsfelder, die im Musical zusammenkamen, unter einem Dach ausgebildet werden könnten. „Musik, Tanz, Schauspiel und Bildende Kunst werden in ein- und derselben Schule angeboten - das war die Idee, die mich fasziniert hat.“
In den nächsten Jahren arbeitete Udo Zimmermann an der Verwirklichung seiner Idee und gründete das Kulturwerk Kraichgau, das er seit 2015 zusammen mit seiner Frau Ira leitet. „Wir hatten 2015 etwa 30 Schüler:innen und suchten für den Unterricht größere Räume. Ich habe dann bei einem Spaziergang zufällig das ideale Gebäude gefunden, in das wir umgezogen sind, heute haben wir knapp 200 Schüler:innen.“ Mit dem ersten Lockdown 2020 wurde die COVID-Pandemie zu einer Herausforderung und Belastung, die das Kulturwerk dank digitaler Medien glücklich überstanden hat. „Ich hatte mich vorher schon mit Online-Konferenzprogrammen auseinandergesetzt, war auf diversen Messen, und hatte eine webbasierte Software gefunden, ClickMeeting, die mich optisch angesprochen hat, aber eben mit dem Nachteil der Latenz und der Einseitigkeit - es konnte nur eine Seite spielen, und die andere hörte zu.“ Daniel Zimmermann, der sich im Digitale Bühne Projekt von Anfang an beteiligt hat, stellte Udo Zimmermann dann die Digital-Stage-OV-Box vor, die das Kulturwerk-Team im Oktober 2021 ausprobiert hat. „Ich habe ein Gehäuse für die OV Box entwickelt, in dem habe ich sie den Teilnehmer:innen gebracht, und es hat wirklich funktioniert! Unsere Arbeit im Kulturwerk konnte weitergehen, in einer einwandfreien Qualität.“
Als die COVID-Pandemie überstanden war, fanden es einige Schüler:innen im Kulturwerk praktisch, beim Online-Unterricht zu bleiben, andere nehmen ihn als Ergänzung wahr, wenn sie den einen oder anderen Anfahrtsweg einsparen möchten oder sich gerade nicht aus dem Haus bewegen können. „Die Digitale Bühne Software wurde stabiler, leistungsfähiger, wir sind dann auf die Desktop Version umgezogen, die wir auf unseren Mac-Computern installiert haben, und bieten jetzt Live- und Online-Unterricht an, es gibt bei uns beides.“ Durch das digitale Angebot bekommt das Kulturwerk auch Teilnehmer:innen, die sich nicht anmelden würden, wenn der Unterricht nicht auch einmal online stattfinden könnte. „Und wir können mit der Digitalen Bühne auch die Audioqualität noch einmal in ganz andere Sphären heben.“
Die Altersstruktur der Schüler:innen im Kulturwerk reicht von den Kleinkindern ab 9 Monaten, die mit ihren Mamas, Papas, Omas oder Opas zu den Musikflitzern oder in die Tanz-Früherziehung kommen, bis hin zu dem über 80jährigen Jazzpianisten, der mit Udo Zimmermann online in einer Band spielt und bei ihm Musikbegleitunterricht nimmt. „Im Musikbereich bieten wir Unterricht für Klavier, Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang, und ich unterrichte dazu auch Komposition und bin als Musikproduzent aktiv.“ In der täglichen Erfahrung sehen Udo Zimmermann und seine Frau immer wieder, dass der Unterricht in Musik, Tanz, Ballett, Theater und Bildender Kunst die Kinder und Jugendlichen im Ausdruck ihrer Persönlichkeit unterstützt. „Ich entwickle gerade ein Programm, das Kinder, die etwas schüchterner sind, Schritt für Schritt darin fördert, Selbstvertrauen aufzubauen und mutiger zu werden.“
In der Frage nach der weiteren Entwicklung des Kulturwerks Kraichgau sehen Ira und Udo Zimmermann drei Linien in die Zukunft vor sich. „Wir möchten uns den digitalen Raum noch mehr erschließen und darüber hinaus Partner werden für freikirchliche Gemeinden an verschiedenen Orten. Zweitens müssen wir unser Raumkonzept überarbeiten, wir stoßen hier gerade an Grenzen und brauchen weitere Räume, um zu wachsen. Und drittens möchten wir in den Social Media Kanälen noch sichtbarer werden und zum Beispiel unseren Instagram Kanal noch einmal moderner aufstellen.“ In allen seinen Angeboten und Aktivitäten leistet das Kulturwerk Kraichgau wichtige Beiträge zur lebendigen Kultur auf dem Land. Und es macht deutlich, dass das gemeinsame Musizieren, Tanzen und Theaterspielen eine Erfahrung ist, in der niemand verliert, sondern alle zusammen etwas dazugewinnen.