Die TMB Tourismus Marketing Brandenburg und das Contentnetzwerk Brandenburg. Marcel Tischer im Gespräch

von DigitaleBuehne_Admin

Die Digitale Bühne im Test:

Die Digitale Bühne im Test

Foto: privat

Die TMB Tourismus Marketing Brandenburg und das Contentnetzwerk Brandenburg. Marcel Tischer im Gespräch

Marcel Tischer kommt aus dem Spreewald, wo er praktisch auf dem Wasser aufgewachsen ist. „Mein Großvater betrieb viele Jahre den Kahnhafen in Straupitz, wo ich selbst auch bereits in jungem Alter auf Spreewaldkähnen über viele Jahre den Kontakt mit Gästen kennengelernt habe.“ Während seiner Ausbildung beim Tourismusverband Spreewald und seines dualen Studiums an der HWR Berlin hat Marcel Tischer in der Arbeit mit Gastgeber:innen und Gästen das Tourismusgewerbe an der Basis kennengelernt - 2015 wechselte er zur TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH, wo er seit 2018 Teamleiter für Digitales Management ist. „Im Tourismus setzen sich die großen Portale immer weiter durch, und für die kleinen Anbieter wird es zugleich schwieriger, außerhalb der marktbestimmenden Plattformen digital wahrgenommen zu werden. Mit den von der TMB betriebenen Datenbanken des Contentnetzwerks Brandenburg und unserem Internetportal Reiseland Brandenburg bieten wir vom kleinen Hotel, über Theater bis zu vielen individuellen Anbietern der touristischen Leistungskette die Möglichkeit, im digitalen Raum Sichtbarkeit zu erlangen.“

Das Internetportal stellt nicht nur Übernachtungsangebote dar, sondern auch Veranstaltungen und Aktivitäten, die oft viel zur Attraktivität gerade kleiner Orte im ländlichen Raum beitragen. „In etwa 80 Kategorien finden die Nutzer:innen bei uns zum Beispiel konkrete Vorschläge für Wanderungen, Radtouren, Ausflüge mit dem Kanu, Floß oder Hausboot - auch Rastplätze für das Wasserwandern, Angelstellen oder Einkehrmöglichkeiten auf einem Flussabschnitt geben wir an.“ Wer sich für eine Tour auf dem Wasser entscheidet, kann sich im Portal die Angebote der Boots- und Floßvermietungen ansehen oder ein Boot direkt online buchen. Im Spektrum der Kulturangebote stellt das Internetportal auch viele Veranstaltungsorte vor, sowohl bekannte wie auch weniger bekannte Kinos, Theater und Kulturhäuser, oder neben einer etablierten Konzerthalle auch einmal eine kleine Kirche, in der Konzerte stattfinden. „Wer zum Beispiel das Theater am Rand im Oderbruch besuchen möchte, findet bei uns neben „Hardfacts“ wie der Adresse und Kontaktdaten auch Bilder und Texte, die den Ort charakterisieren sowie das Programm der Veranstaltungen. Unter der Rubrik ‚Interessantes in der Nähe‘ gibt es auch Vorschläge, was Reisende, die etwas mehr Zeit einplanen, im Umkreis noch besuchen können.“ Unter den Rubriken „Übernachten“ und „Gastronomie“ sehen die Besucher:innen weitere Angebote im Umkreis, die eine Verlängerung des Aufenthalts möglich machen.

„Wir versuchen, die verschiedenen Blickwinkel der Nutzer:innen einzunehmen. Wer eine Floßtour plant, sich aber noch keine Strecke ausgesucht hat, findet in unserem Portal viele Floßtouren im Bundesland, die unsere regionalen Partner in den Datenbanken des Contentnetzwerks empfehlen. Wer eine bestimmte Region besuchen möchte, bekommt ein Überblicksprofil und Vorschläge für Veranstaltungen und Aktivitäten. Wer noch nicht weiß, wohin die Reise gehen soll, kann entlang der Rahmenthemen passende Angebote finden.“

Das Internetportal ist einer von vielen Ausgabekanälen für die zentralen Datenbanken, in denen die TMB gemeinsam mit über 500 Partnern des Contentnetzwerks (darunter regionale Tourismusorganisationen, Touristinformationen, Kommunen, Leistungsträger, u.v.a.) seit 15 Jahren jährlich 45.000 Veranstaltungen und 15.000 touristische Points of Interest pflegt und für diese Arbeit 2018 mit dem deutschen Tourismuspreis ausgezeichnet wurde. Im Gesamtbild profitieren die Partner des Netzwerks aus allen Regionen Brandenburgs von mehr als 2.000 digitalen Ausgabekanälen, die von den Apps großer Partner wie dem ADAC und DB Regio, regional- und Ortswebsites, den Smart Villages APPs bis hin zu über 350 digitalen Informationsstelen reichen, die in Hotellobbys oder auf Marktplätzen aufgestellt sind.

Marcel Tischer erläutert die KI-Strategie der TMB (Foto: Monique Bessert, Tourismusverband Prignitz e.V.)

In der Frage nach Zukunftsperspektiven sieht Marcel Tischer drei konkrete Entwicklungslinien:

„Wie können wir unsere Daten als eine autorisierte Quelle für die Large Language Modelle der aufstrebenden KI-Systeme zur Verfügung stellen? Das ist eine Frage, die nicht nur uns schon länger bewegt. Deshalb arbeiten wir seit 2018 in der Open Data Tourism Alliance mit, die anhand der Standards der großen Suchmaschinen Datenstandards für den gesamten Tourismusbereich im DACH-Raum erarbeitet und diese für Deutschland in einen Open Data Knowledge Graph zur Verfügung stellt.“

Auf einer zweiten Linie sieht die TMB Chancen darin ihre Systeme auch für Partner:innen zur Verfügung zu stellen, die touristische Inhalte einbringen, darüber hinaus aber auch Inhalte erfassen, die über den Tourismus hinauswirken. Ein bereits gelebtes Beispiel sind Kommunalverwaltungen, die touristische Veranstaltungen aus der Kommune in den Datenbanken online stellen, aber auch Veranstaltungen, die dem sozialen Zusammenhalt vor Ort dienen für eigene Websites oder APPs pflegen. „Wir können solche Angebote schon länger in unseren Veranstaltungsdatenbank abbilden und den kommunalen Partnern somit ein zentrales Erfassungssystem für die lokalen Veranstaltungsinhalte zur Verfügung stellen. Die touristischen Inhalte profitieren von der großen Reichweite des Netzwerks und werden mit den erweiterten Veranstaltungsinhalten auf der Website der Kommune für die Bevölkerung zusammen ausgespielt. Ähnliche Szenarien sind auch für andere Anwendungsfälle denkbar, in denen es Schnittmengen aus touristischen und eher Specialinterestthemen gibt.“

Auf einer weiteren Entwicklungslinie werden Synergien mit der Arbeit der Digitalen Bühne möglich. Im Rahmen des gLOKALE Festivals 2024 planen teatreBLAU und die Digitale Bühne im Theater am Rand eine Klangkunst-Installation mit Videoprojektion, in der die ländliche Umgebung als ein Akteur in seiner Langsamkeit erfahrbar wird. Der Abend verbindet das Publikum vor Ort mit einem internationalen Publikum an vielen Orten, das über die Digitale Bühne im Live-Stream zugeschaltet ist und sich im Anschluss an das Stück auch an der Diskussion beteiligen kann. In diesem Format nimmt auch ein entferntes Publikum eine plastische Erfahrung des Theaters am Rand und seiner Umgebung mit - der kleine, unverwechselbare Ort erfährt eine erweiterte Sichtbarkeit.

„Onlineformate via Livestream können schon seit den Einschränkungen der Coronapandemie in der Veranstaltungsdatenbank des Contentnetzwerks mit dem Streamlink abgebildet werden, um auch Publikum über den digitalen Raum zu erreichen.“ Es kann viele Faktoren geben, die Menschen auch nach der Coronapandemie daran hindern, eine Veranstaltung vor Ort zu besuchen - einigen fehlt die Zeit, anderen fehlt das Geld, wieder andere haben eine körperliche Einschränkung, und natürlich ist auch die Anreise ein wichtiger Gesichtspunkt. Wenn kulturelle Veranstaltungen in der realen Welt vor Ort und zugleich in der digitalen Welt stattfinden können, dann kann das Angebot auch neue Zielgruppen erreichen. Und wenn die Aufzeichnung danach online verfügbar ist, kann man sie mit anderen teilen. „Wenn ein hybrides Format gut gemacht ist und die Menschen emotional anspricht, dann können sie auf diesem Weg an Angeboten teilhaben, die sonst für sie nicht erreichbar wären, und das kann im besten Fall auch dazu führen, dass sie später eine Reise an den realen Ort anschließen.“

Neben der Abbildung von virtuellen Angeboten über die Datenbanken des Contentnetzwerks werden unter Federführung der TMB aktuell sechs Projekte im Brandenburg-Tourismus mit Augmented Reality durchgeführt, die den Gästen vor Ort ein digital erweitertes Erlebnis bieten. Hierzu gehören zum Beispiel Projekte im Bereich der kulturellen Bildung und Wissensvermittlung am Königsgrab Seddin oder die Kunst am Bau in Eisenhüttenstadt.

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