Lukas Thiele im Gespräch - Teil 2

von DigitaleBuehne_Admin

Interaktion im hybriden Raum: Das teatreBLAU

Interaktion im hybriden Raum: Das teatreBLAU

FAB Dimensional 2022 / Foto: Lea Brugnoli

Lukas Thiele im Gespräch - Teil 2

Im Nachgespräch zur Ba Ta Clan Aufführung hatte die Digitale Bühne den Raum eines hybriden Dialogs eröffnet, an dem das Publikum vor Ort in der Uckermark ebenso teilnehmen konnte wie das Publikum, das aus Berlin, Mallorca oder anderen Orten digital zugeschaltet war. „Es ist natürlich auch ein Risiko, das Mikrofon zu öffnen, gerade mit einem größeren Publikum: die Anonymität kann dazu führen, dass jemand das Gespräch für andere Zwecke instrumentalisiert oder überhaupt keine Frage hat und sich nur wichtig machen möchte.” Aber letzten Endes ist die Möglichkeit zum Austausch immer eine Chance der Verständigung.

Um dem Dialog mit dem Publikum noch mehr Raum zu geben, hatte Katja Lebelt, die teatreBLAU leitet, die Idee, vor oder nach der Aufführung Gespräche für kleinere Gruppen in Breakout Rooms anzubieten, vielleicht mit einem zeitlichen Limit: man hat ein paar Minuten und dann wechselt man und trifft wieder auf andere Gäste oder Gastgeber. Die Digitale Bühne müsste dafür eine Software-Entwicklung bereitstellen, die es dem Publikum erlaubt, von der Vorstellungsbühne auf die Backstagebühne oder die Foyerbühne zu springen. Und die Breakout Rooms müssten auch moderiert und technisch betreut sein.

Lukas Thiele / Foto: Monira Kamal

„Im Blick auf die Zukunft ist es zunächst wichtig, dass wir unser Wissen teilen, dass wir das, was wir in digitalen und hybriden Formaten lernen konnten, jedermann und jederfrau zur Verfügung stellen.” Lukas hat bereits einen Flow Sheet aufgestellt, der zeigt, wie das technische Setup für die Ba Ta Clan Aufführung aufgebaut war. Ideal wäre die Einrichtung einer Wissensdatenbank, die anderen Interessierten, kleineren und größeren Ensembles im Theater und in anderen Formaten, für ihre Projekte nützen könnte. „Ich habe selbst auch stark davon profitiert, dass ich andere fragen konnte, die mir sagten, was ich brauche, was ich weglassen kann, wo ich das billige Produkt nehmen kann und wo ich mehr investieren sollte.” Es wäre auch vorstellbar, Equipment von teatreBLAU zeitweise anderen Ensembles oder Vereinen in Brandenburg zur Verfügung zu stellen, wenn der Rahmen dafür stimmt.

Auf seinem künstlerischen Weg hofft teatreBLAU, über einen Förderantrag einen digitalen Spielplan aufzubauen, in dem die Projekte von Anfang an auf die hybride Aufführung ausgelegt sind. Zur Zeit bereitet das Theater ein neues Tanzstück vor, das Expanded Animation auf der Bühne einbezieht. „Was wir mit Ba Ta Clan angefangen haben, soll fortgesetzt werden, das technische Setup ist vorhanden. Es ist immer schön, wenn die Filmebene und die schauspielerische Ebene interagieren. Die Animation läuft aber in der Regel linear ab und die Schauspieler*innen suggerieren lediglich eine Interaktion. Es ist kein Game, wo man wirklich eine Reaktion hat auf der visuellen Ebene.” Es wäre für die Zukunft ein spannendes Experimentierfeld, Teile eines Stücks als Game zu konzipieren, dem Publikum online die Möglichkeit zu geben, aktiv etwas zu gestalten oder zu entscheiden. So könnten sich die Zuschauer*innen zum Beispiel als Avatare durch ein Gebäude oder eine Landschaft bewegen, wo etwas gespielt wird, und dabei verschiedene Kameraperspektiven einnehmen. Von der technischen Seite her ist es in den letzten Jahren immer einfacher und preiswerter geworden, hochwertige Aufführungen zu produzieren, auf der Bild- und auf

der Tonebene. „Die dramaturgische oder schauspielerische Leistung ist dabei aber nicht einfacher geworden, sondern eher noch komplexer, weil man noch mehr herausragen muss, um in diesem Rauschen überhaupt wahrgenommen zu werden.” Eine Gruppe wie Rimini Protokoll, zum Beispiel, wird in einem Theaterkontext gesehen, ist aber auch sehr stark im Bereich von Szenographie, Bildhauerei, Performance und neue Medien, jetzt auch mit Virtual Reality. „Wenn man neue und interaktive Elemente in das Theater aufnimmt, muss man darauf achten, dass die Technik nicht zu sehr in den Vordergrund tritt, und dass niemand abgekoppelt wird, weil es an technischen Skills scheitert. Wichtig ist, dass die Menschen neue Erfahrungen machen können.”

Teil 1 des Gesprächs erschien im Newsletter Januar 2023.

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