Manuela Kanneberg im Gespräch

von DigitaleBuehne_Admin

Die Digitale Bühne im Test: Die Gospel Connection Magdeburg

Die Digitale Bühne im Test

Manuela Kanneberg / Foto: Gert Fiedler

Die Gospel Connection Magdeburg

Manuela Kanneberg im Gespräch

Manuela Kanneberg hatte schon als Kind den Weg zur Musik gefunden, im Klavierunterricht hatte sie ein Instrument gelernt und im Schulchor ihre Begeisterung für das Singen entdeckt. Als sie in Rostock Elektrotechnik studierte, sang sie im ambitionierten Chor der Universität, der Studierende verschiedener Fachrichtungen und die gemeinsame Freude an einem vielseitigen Repertoire zusammenbrachte. „Als ich nach dem Studium nach Magdeburg zurückkam, bin ich gleich zu den Proben der Chorgemeinschaft der Magdeburger Hochschulen gegangen. Auch hier gab es sowohl anspruchsvolle a-capella Liedkunst als auch sinfonische Musikprojekte.“ Zehn turbulente Jahre später mit Familiengründung und Wendezeit begegnete Manuela Kanneberg an der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg in der Informatik einem Studenten, der dort einen kleinen Popchor gegründet hatte - er hatte über den Landesmusikrat Niedersachsen eine Ausbildung zum Chorassistenten gemacht. Dank Internetrecherche war dann schnell gefunden, dass es auch in Sachsen-Anhalt eine C-Chorleiter-Ausbildung gab, im Kloster Michaelstein. 100 Ausbildungsstunden an mehreren Wochenenden bis zur C1-Prüfung, und ein weiteres Jahr zum C2-Abschluss, der zur selbständigen künstlerischen Arbeit mit einem Chor befähigt. „Wir bekamen ein breites Kursangebot an einem wunderschönen Lernort, von Musiktheorie und Dirigieren über Klavierspiel, chorische Stimmbildung und Gesangsunterricht bis hin zu Stil- und Literaturkunde der Chormusik.“

Manuela Kanneberg nach einem Konzert / Foto: Gert Fiedler

In der letzten Phase ihrer Ausbildung übte Manuela Kanneberg mit dem Acafin Chor Lieder ein für einen Auftritt an der Universität Magdeburg im Juni 2010, und am nächsten Tag bekam sie überraschend das Angebot, die Chorleitung für einen Magdeburger Gospelchor zu übernehmen. „Zwei Missionare aus den USA hatten den Chor 2003 gegründet, zogen nach zwei Jahren weiter, und die Gospel Connection Magdeburg hatte verschiedene andere Chorleiter:innen. Wir probten in der katholischen Sankt Andreas Kirche und hatten Popsongs, Spirituals und Kirchenlieder auf deutsch und englisch im Programm.“ Der Chor sang auch bei Hochzeiten und Taufen, wo er ein verbindendes Element einbrachte - es ist eine Musik, die Freude in sich trägt und ein Gefühl der Gemeinschaft weitergibt.

„2012 bin ich einem inspirierenden Lehrmeister begegnet: Juan Garcia, der Mitglied des professionellen A-capella Ensembles ‚Klangbezirk‘ aus Berlin war und beim Sächsischen Chorleitungsseminar in Bautzen einen Kurs ‚Jazz-Pop-Groove‘ gab. Er öffnete einen Koffer voll mit Büchern über das Einsingen, mit Mikrofonen, einer Loopstation sowie faszinierenden Arrangements und Ideen für die Probenmethodik. Wir haben auch gelernt, wie wir unsere Sänger:innen, die abends zur Chorprobe kommen, erst einmal ankommen lassen.“ Die Chormitglieder sollen die Möglichkeit haben, sich zu begegnen, sich im Raum zu bewegen, gemeinsam Musik zu hören oder Videos anzusehen. „Mit rhythmischen und harmonischen Warm Ups kann ich erreichen, dass die Chormitglieder eine Gemeinschaft werden und nicht nur nebeneinandersitzen. Ich singe z.B. mit meinem Chor gern gemeinsam eine Tonleiter, und danach singt jede:r zwei Töne solo und gibt weiter. Dadurch höre ich alle einmal einzeln und sehe, wie sie in Gedanken die Linie verfolgen können. Das wird aber nie stressig, Fehler sind immer erlaubt.“ Im Gospel ist auch die Improvisation ein wichtiges Thema, die Chorsänger:innen müssen sich trauen, und dafür brauchen sie eine vertrauensvolle Atmosphäre, die Experimente zulässt. Wenn man sich aufeinander einstimmt, dann muss man auch das Hören üben - man muss darauf hören, was die anderen singen, um mit der Gruppe zu harmonieren.

Die Gospel Connection Magdeburg hat eine einladende Website, macht aber wenig Werbung und bekommt trotzdem viele Anfragen für Auftritte in einem weiten Spektrum. „Wir haben in einer Inszenierung im Schauspielhaus Magdeburg gesungen, bei der Eröffnung für einen Kongress mit 500 Teilnehmer:innen oder gerade zu Weihnachten für die Alzheimer Gesellschaft in der kleinen Sankt-Eustachius-Kirche. Auch Flashmobs in der Stadt waren schon dabei.“ Seit Manuela Kanneberg die Leitung des Chors 2010 übernahm, hat sie sich in vielen Workshops weitergebildet und einen 2-jährigen Lehrgang für Jazz/Pop-Chorleitung Stufe B an der Bundesakademie für kulturelle Bildung absolviert. Aber auch der Chor hat sich immer mit entwickelt, und so manches Talent wurde im Chor zum Solisten / zur Solistin.

Im Einschnitt der Coronazeit hat die Gospel Connection Magdeburg digitale Kompetenzen aufgebaut, die nützlich sind, um mit Medien wie der Digitalen Bühne zu arbeiten. Wöchentliche Zoom-Proben hielten den Montagabend als Chortermin lebendig, das Repertoire wurde gepflegt mit Ton-und Videoaufnahmen aus 2019. Im Sommer wurde in Parkanlagen oder unter Elbbrücken geprobt - mit Abstand. „Die Welt braucht Lieder“ - ein Schlager von Udo Jürgens in einem Arrangement von Carsten Gerlitz - begleitete uns durch diese Zeit, in der gemeinsames Singen verboten war.

Als digitaler Arbeitsraum, in dem Sänger:innen von verschiedenen Orten aus gemeinsam musizieren können, bietet die Digitale Bühne viele Anwendungen, die über die Coronazeit hinaus hilfreich bleiben. Wenn Chormitglieder krank sind, reisen oder aus anderen Gründen gerade nicht zur Probe erscheinen können, dann können sie sich digital zuschalten und trotzdem teilhaben. „In den Corona- und Erkältungswellen sollten alle, die krank sind, zu Hause bleiben und sich auskurieren, aber es ist dann natürlich schön, wenn unsere Sänger:innen in der Probe digital dabei sind, gerade wenn wir am Anfang eines Zyklus neue Lieder einstudieren. Dann verpasst niemand den Anschluss, und das Gemeinschaftserleben kann weitergehen.“

Auf der Digitalen Bühne kann ein Chor zu seiner Probe auch einmal eine Chorleitung aus einem anderen Ort oder einem anderen Land einladen, um ihre Arbeitsweise kennenzulernen. Und auch der Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen Chören kann auf diesem Weg intensiver stattfinden, als wenn man sich nur in weiten Abständen zufällig begegnet. „Wir waren 2016 auf dem Gospel-Kirchentag in Braunschweig und haben uns mit einem Gospelchor aus Niedersachsen befreundet, erst zwei Jahre später haben wir uns auf einem Chorwochenende in Wernigerode wiedergesehen. Mit den digitalen Möglichkeiten könnte man beständiger im Austausch bleiben und festere Freundschaften mit anderen Chören etablieren.“

Manuela Kanneberg betont jedoch, dass die Digitale Bühne das besondere Erlebnis des Chorsingens im analogen Raum - insbesondere an außergewöhnlichen Orten - nicht ersetzen kann. Die gemeinsame Schwingung im Raum, das unmittelbare harmonische Miteinander - das sind Elemente, die digital nicht zu reproduzieren sind. Dennoch sieht sie die digitale Technologie als sinnvolle Ergänzung. Die Möglichkeit, mit einem anderen Chor gemeinsam zu singen oder sogar ein gemeinsames Programm zu gestalten, eröffnet neue kreative Horizonte.

Fazit: Die Magie des Chorsingens erhalten und digital ergänzen

Die Gospel Connection Magdeburg hat die Digitalisierung als Chance begriffen, um ihre räumlichen und musikalischen Grenzen zu erweitern und die Chorerfahrung für alle Mitglieder zugänglicher zu gestalten. Die Digitale Bühne ermöglicht nicht nur eine flexible Teilnahme an den Proben, sondern auch eine intensivere Zusammenarbeit mit anderen Chören und Künstler:innen weltweit.

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