Santiago Stankovic im Gespräch

von DigitaleBuehne_Admin

Die Digitale Bühne im Test: Das teatreBLAU

Die Digitale Bühne im Test

Opernproduktion "Ba Ta Clan" des teatreBLAU / Foto: Santiago Stankovic

Das teatreBLAU

Santiago Stankovic im Gespräch

Santiago Stankovic ist ein Fotograf und Videokünstler, der einen digitalen Background hat: viele Jahre lang hat er Datenbanken programmiert und als Systemanalytiker gearbeitet. Santiago lebt auf Mallorca, wo er 2011 sein Atelier eröffnete, und seit er Teil des teatreBLAU Teams ist, bringt ihn seine Arbeit oft auch nach Deutschland. Das teatreBLAU, sagt Katja Lebelt, die es 2017 gründete, ist ein „Theater ohne festes Haus" - ein internationales Netzwerk von Künstler:innen, Regisseur:innen, Techniker:innen und anderen Theaterleuten. "Ein Teil des Teams lebt auf Mallorca, ein großer Teil in Berlin und Brandenburg, und bei jeder Produktion arbeiten wir wieder mit neuen Künstler:innen aus anderen Orten und Ländern." In der aktuellen Produktion Ba Ta Clan, die auf der Oper von Jacques Offenbach basiert, singen der chinesische Tenor Yichi Xu, der in Österreich lebt, die Sopranistin Maia Planas aus Mallorca und der irische Bariton Shokri Francis Raoof aus Berlin. Die Mezzosopranistin Begoña Gómez kommt aus Madrid und wohnt in Berlin, während der Pianist Sergi Sellés und der Lichttechniker Pepe Gelabert auf Mallorca leben.

Das teatreBLAU setzt die Digitale Bühne als ein Medium für die gemeinsame Arbeit ein - von der Entwicklung eines neuen Stücks über Teile der Probenarbeit bis hin zu hybriden Aufführungen. "So können alle Mitglieder unseres Teams, auch wenn sie nicht reisen können, im ganzen Prozess von den ersten Eindrücken eines Stücks bis zu den letzten Proben dabei sein." Mit der hybriden Aufführung kann das teatreBLAU dem Publikum, das es im Lauf der Jahre auf Mallorca, in Berlin, auf dem Land in Brandenburg und an anderen Orten gewonnen hat, die Möglichkeit bieten, an einem Stück teilzuhaben, unabhängig davon, wo es live gespielt wird. Wer nicht vor Ort ist, kann sich digital zuschalten und die Aufführung miterleben.

Das hybride Format ist allerdings anspruchsvoll, für die Akteure wie auch für die Technik. "In Ba Ta Clan war es für die Schauspieler:innen nicht einfach, ihre Kostüme schnell zu wechseln, während sie ein Headset und ein Mikrofon trugen, und wir mussten ständig darauf achten, dass wir nicht die akustische Verbindung verlieren. Aber alle diese Fragen konnten wir dann mit zwei Raumikrofonen lösen." Zwei weitere Raummikrofone stellten auch für das Orchester, das aus Streichern, einer Trommel und einem elektronischen Klavier besteht, eine Tonübertragung in hoher Qualität sicher.


Santiago Stankovic / Foto: privat

Auf der visuellen Ebene gab eine Videokamera das Gesamtbild, während Santiago mit einer zweiten Kamera filmte. "Meine Kamera hat einen sehr guten Zoom, so dass ich Nahaufnahmen von den Sänger:innen machen konnte, auf denen wir ihren Ausdruck, ihre Gesichter und ihre Haltungen sehen." Ein Mischpult, wie beim Fernsehen, das Lukas Thiele aus dem teatrBLAU Team in Berlin bediente, machte es möglich, zwischen den Einstellungen hin und her zu wechseln. "Wir haben unsere Erfahrung genutzt, um die passenden Einstellungen und Nahaufnahmen zu bekommen, in das Gesamtbild überzuwechseln und zu den Zooms zurückzukehren. In einer erweiterten Gesamtansicht konnte man auch das Orchester spielen sehen, was immer eine schöne Perspektive ist." Das Stück auf diese Art zu sehen, ist eine Erfahrung, die das Publikum direkter an der Live-Situation, an dem Geschehen auf der Bühne teilhaben lässt.

Die Szenografie in Ba Ta Clan besteht hauptsächlich aus Projektionen. "Im Hintergrund haben wir Bildflächen, meistens benutzen wir zwei große Projektionsflächen, über die wir, zusammen mit dem Lichtdesign, die Atmosphäre erzeugen. Und wir setzen auch eine neue Art der Projektion ein - Mapping, das heißt, wir projizieren auf Objekte, die auf der Bühne sind, und diesmal haben wir sogar auf die Sängerinnen und Sänger projiziert." Das Bühnenbild entstand, als Jürgen Bruns, der musikalische Leiter, anfing, mit Katja Lebelt zu arbeiten, und Biel Jordà, der dramaturgische Leiter, mit Santiago die Szenen im Blick auf die visuelle Ästhetik durchging. "Die Figuren reisen durch zwei Welten, eine neue und eine alte, und Biel und Katja brachten die Idee auf, die Welt des neuen Stammes in China mit Minecraft zu gestalten."

Ein junger Digital-Szenograph, Theo Lebelt, entwarf dann einen weitläufigen Palast mit einer Landschaft, Wäldern, Bäumen und Schnee drum herum. "Wir brachten zwei Spieler und weitere virtuelle Figuren auf den Bildschirm und entwickelten dann die Idee eines Videos. Wir sind mit einer virtuellen Kamera in diese digitale Welt eingestiegen, ich habe zwischen den Spielern und den anderen Figuren gefilmt, die in ihren Bewegungen auf die Spieler reagierten, gesteuert durch künstliche Intelligenz. Das war lustig, aber auch schwierig." Das künstlerische Design der alten Welt basiert auf gemalten Bildern, die Santiago gescannt und mit Fotos und Videos kombiniert hat.

Ba Ta Clan wurde im hybriden Format zweimal gezeigt, in Seelow und in Prenzlau. Das Publikum war begeistert, und die Zuschauer:innen, die sich online eingeschaltet hatten, sagten, dass sie an der Aufführung plastisch teilhaben konnten und dabei eine gute Tonqualität hatten. Die Aufführung wurde aufgezeichnet, aber nur zur internen Verwendung bei den Proben, nicht zur öffentlichen Vorführung. "Wir möchten das Publikum gern einladen, live und online dabei zu sein, wenn wir Ba Ta Clan das nächste Mal auf die Bühne bringen.“

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