Szymon Jakubowski im Gespräch

von DigitaleBuehne_Admin

Die Digitale Bühne im Test: Die Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn-Bartoldy (HMT) Leipzig

Die Digitale Bühne im Test

Szymon Jakubowski / Foto: privat

Die Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn-Bartoldy (HMT) Leipzig

Szymon Jakubowski im Gespräch

Szymon Jakubowski, Pianist, Organist und Improvisator, unterrichtet an der HMT Leipzig Schulpraktisches Musizieren und an der Universität der Künste Berlin Orgelimprovisation. Im Sommersemester 2022 gestaltete er mit Julia Bartha, Julian Klein und anderen an der HMT ein Seminar, das dazu diente, das Potenzial der Digitalen Bühne in der Probenarbeit auszuloten. Und am Ende des Semesters hat er mit Julia Bartha und dem Team des interdispziplinären Seminars „Erprobung digitaler Räume in der künstlerischen Arbeit“ einen Tag der offenen Tür an der HMT organisiert, der Lehrenden und Studierenden Gelegenheit gab, die Digitale Bühne als ein neues Medium für die Musik auszuprobieren. In verschiedenen Räumen der Hochschule waren Set-ups aufgebaut für das Musizieren mit Gesang, Klavier, Schlagwerken und anderen Instrumenten. „Es war ein langer Prozess, in dem wir die Digitale Bühne ‚bis auf die Knochen‘ getestet haben, und es war eine schöne Erfahrung.“

Im Seminar und im abschließenden Event war Szymon aus seiner Wohnung in Berlin digital zugeschaltet. „Als Corona angefangen hat, habe ich verschiedene Softwares ausprobiert, zum Beispiel JamKazam - das heißt, ich wusste ungefähr, was wie klingt und was möglich ist. Als ich von der Digitalen Bühne erfahren habe, habe ich sofort eine ov-box eingerichtet.“ In der digitalen Probe spielt Szymon zu Hause ein hybrides Kawai-Klavier, das er sowohl akustisch als auch elektronisch mit sehr guten Samples einsetzen kann. Zur digitalen Ausstattung gehört auch ein Mixer, der als Audio-Interface für die ov-box dient und mehrere Mikrofone ansteuern kann. „Die Kamera war auf mein Klavier eingerichtet, ich konnte direkt ins Mikrofon sprechen, und der Sound war überraschend sauber und klar in einer hohen Qualität. Ich habe mit Julia Bartha online vierhändig Mozart gespielt, auch Allegro-Sätze mit Sechzehntelketten waren bei einer Latenz um die 30 ms ohne Probleme möglich. So etwas habe ich mit anderen Softwares nie erreicht - es war ein Genuss, weil wir uns um die Technik keine Gedanken machen mussten.“

Probenarbeit mit der Digitalen Bühne / Foto: privat

In der Probe ohne Bild kam noch ein neues Element dazu, eine neue Art der Nähe im Hören und Zusammenspielen. „Julia hat auch eine professionelle digitale Ausstattung, über die Kopfhörer konnten wir uns sehr gut hören, und es war ein Nähe-Erlebnis da - ich sehe sie nicht, sie sieht mich nicht, aber wir spüren uns musikalisch und konnten sehr schnell agieren, das habe ich vorher nicht erlebt.“ Die Erfahrung aus dem Seminar setzte sich fort am Tag der offenen Tür, an dem Szymon auch Elemente aus seinem Schupra-Unterricht, in dem es viel Improvisation gibt, eingebracht hat. „Wir haben zu zweit Ob-La-Di, Ob-La-Da von den Beatles gespielt, ich habe on-beat gespielt, und eine Studentin off-beat, das hat online perfekt funktioniert. Im Vordergrund stand, wie wir uns hören, ob wir die Art von Nähe simulieren können, die wir im Live-Unterricht in einem Raum haben.“ Die Möglichkeit, sich im Video zu sehen, bleibt hinter der Live-Situation zurück, in der man viel mehr Gesten und Zeichen wahrnimmt, aber dafür gibt es in der Online-Situation eine Konzentration auf das Hören, die hilfreich ist. Diese Erfahrung, und das intuitive Wissen, ob jemand zum Beispiel dazu tendiert, zu diminuieren oder ritardando zu spielen, kann man dafür nutzen, diesen Sinn zu schärfen. „Wenn man sich später in der Zukunft wieder live trifft und vierhändig spielt, hat man den Vorteil, dass man weniger Zeichen braucht. Man lernt sich noch besser kennen ohne den visuellen Kontakt.“

Für Chöre oder größere Ensembles bietet die hybride oder digitale Probe einen weiteren Vorteil, wenn sie es Mitgliedern, die gerade unterwegs sind oder aus anderen Gründen nicht zum Probentermin erscheinen können, erlaubt, trotzdem an der Probe teilzunehmen. Und es kann auch eine Option sein, die Proben online durchzuführen, zur Generalprobe und zum Auftritt dann aber physisch zusammen im Raum zu sein. Szymon spielt auch Orgel in Oratorienprojekten und in Messen in der Kirche, und könnte in diesen Kontexten öfter auftreten, wenn es möglich wäre, digital zu proben. „Die Voraussetzung dafür ist eine stabile Internetverbindung, und es hilft auch, wenn die andere Seite, der Chor oder das Ensemble, das Set-up schon installiert hat und es nicht jedes Mal neu aufbauen muss. Wir haben in solchen Verbindungen auch digital-stage-pc ausprobiert und hatten damit eine sehr gute Soundqualität.“

Im Unterricht mit der PC-Version der Digitalen Bühne kann man im zugeschalteten Video sehen, wie die Schüler:innen ihr Instrument halten, oder wie ihr Anschlag am Klavier ist. Szymon unterrichtet auch Improvisation in klassischen Stilen - eine noch nicht populäre Form, für die es Interessenten aus vielen anderen Ländern gibt. In der ersten Covidphase hatte Szymon versucht, Musiker:innen aus Südamerika und Kanada auf Zoom zu unterrichten, aber die technische Voraussetzung hat kein gemeinsames Musizieren zugelassen. Mit der Digitalen Bühne geht er in den nächsten Versuch und bietet jetzt auch Workshops an. „Für mich ist es wichtig, dass wir uns im digitalen Medium nicht anstrengen müssen, um uns zu hören - dass wir gemeinsam üben und musizieren können, ohne dabei ständig an die Technik zu denken. So macht es Freude, Musiker:innen, die sich für ein Thema interessieren und in verschiedenen Ländern sind, im digitalen Raum zum gemeinsamen Arbeiten zusammenzubringen.“

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