Einblick in das Digitale-Bühne-Netzwerk

Brandenburg: Blick von Telz nach Mittenwalde / Foto: Stadt Mittenwalde

Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg (MWFK)

Julie Halten und Sarah Zalfen im Gespräch - Teil 1

Das Digitale Bühne Projekt wird im Rahmen einer Entwicklungspartnerschaft vom MWFK gefördert und unterstützt. Julie Halten ist im Ministerium Referentin für Darstellende Kunst und Musik und Dr. Sarah Zalfen ist Referentin für Digitalisierung im Kulturbereich.

Stefan Winter. In der ersten Zeit der Pandemie wurde die Digitale Bühne oft als ein Ersatz gesehen, der es Künstler*innen und Kulturschaffenden ermöglichte, den Unterricht und die gemeinsame Probenarbeit fortzusetzen, auch wenn man sich physisch nicht mehr treffen konnte. Wir haben aber schnell verstanden, dass die Digitale Bühne darüber hinaus eine eigene digitale Dimension eröffnet, die Inklusion und Nachhaltigkeit unterstützt, und neue Arten künstlerischer Gestaltung und Zusammenarbeit möglich macht. Im Audioraum der Digitalen Bühne höre ich mich selbst und die anderen, die mit mir im Chor oder im Ensemble sind, näher und genauer, und auch in der Verbindung mit Bildwelten entstehen neue Erfahrungen. Wie passen diese Aspekte in die Digitalisierungsstrategie des MWFK und des Landes Brandenburg?

Sarah Zalfen. Brandenburg hat in diesem Sommer seine zweite Digitalstrategie verabschiedet, das „Digitalprogramm 25“, das auch eine komprimierte Version der Punkte enthält, die wir im MWFK vor etwa einem Jahr in unserer „Digitalen Agenda“ aufgeschrieben haben. Ein zentrales Ziel ist, die digitale Transformation der Kultureinrichtungen zu fördern und ihre Selbstbehauptung in der digitalen Welt zu sichern. Wir wollen Kunst- und Kulturschaffende dabei unterstützen, die Möglichkeiten digitaler Medien und Werkzeuge für ihre Arbeit zu nutzen, aber dabei die neuen Mittel auch kritisch zu reflektieren. Hier kann die Digitale Bühne ansetzen, wenn sie für Musik, Theater, Tanz und Performance neue Arbeitsmöglichkeiten bietet. Beispielsweise haben wir Katja Lebelt mit dem teatreBLAU unterstützt, eine Digitalstrategie zu erarbeiten und die Ziele zu bestimmen, die das Theater in der digitalen Welt erreichen möchte. Für die interdisziplinäre Arbeit eines Ensembles, das über mehrere Orte in verschiedenen Ländern verteilt ist, stellte sich dann die Digitale Bühne als das passende Medium und Werkzeug heraus.

Julie Halten. Ich sehe in der Digitalisierungshilfe auch eine Kommunikationsaufgabe. Junge Menschen sind in der digitalen Welt ganz selbstverständlich unterwegs, oft treten sie erst einmal digital in Kontakt, bevor sie sich dann analog treffen. Für andere gibt es aber eine Schwelle in die digitale Welt, die überschritten werden muss. Wir haben uns in Brandenburg über die Verbände an die Künstler*innen und Kulturschaffenden gewendet, und das Zentrum für Popularmusik hat uns dabei kommunikativ sehr unterstützt. Wenn man diesen Einstieg geschafft hat, eröffnen sich ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten. Katja Lebelt hat mit dem teatreBLAU in der neuen Produktion Ba Ta Clan ein hybrides Musiktheater geschaffen, das beeindruckend ist, und sie lotet weitere Möglichkeiten der Arbeit mit der Digitalen Bühne aus. Ich hoffe, dass solche positiven Beispiele auch wieder andere begeistern und überzeugen.

Sarah Zalfen. Wir können uns zum Beispiel im Landesverband Freie Darstellende Künste das teatreBLAU als einen praktischen Fall vorstellen, von dem andere lernen können. Für viele, die gerade über erste Schritte in hybride Kunstformen nachdenken, sind Künstler*innen wichtig, die so wagemutig vorangehen und zeigen, was möglich ist.


Sarah Zalfen, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg

Stefan Winter. Katja Lebelt plant, ihre Erfahrungen mit der Digitalen Bühne auch dadurch weiterzugeben, dass sie Anforderungspakete definiert, die beschreiben, welche technische Ausrüstung und welches technische Personal für bestimmte Szenarien gebraucht wird. Für diesen Bedarf brauchen die freien Theater eine Unterstützung, von ihrem Landesministerium oder von Fördermittelgebern, die bereit sind, den zusätzlichen Aufwand mitzutragen.

Julie Halten. Wir müssen diese Unterstützung in zwei Bereichen denken. Einerseits bedeuten hybride und digitale Formate einen neuen technischen Aufwand, der für eine Theaterproduktion früher nicht eingeplant war, und hier ist viel mit Geld zu lösen. Katja Lebelts Produktion wird vom MWFK gefördert, und sie erhält auch Fördermittel für den Digitalisierungsteil, inklusive der Strategieentwicklung. Man kann auch die digitalen Komponenten in einem gewissen Rahmen bei einer Theaterproduktion mit einkalkulieren, wenn man Förderung bei uns beantragt. Auf der anderen Seite ist es eine Herausforderung, die technische Begleitung zu finden – man braucht Personen, die sich mit der digitalen Technik sehr gut auskennen und zugleich die Welt des Theaters von innen heraus verstehen. Hier müssen die Netzwerke erweitert und gestärkt, Leute mit entsprechenden Kompetenzen vermittelt werden. Auch da können wir unterstützen.


Julie Halten, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg

Sarah Zalfen. Es wird bald selbstverständlich werden, dass man in der Planung einer Theaterproduktion auch das digitale technische Equipment und das entsprechende technische Personal mit einkalkuliert. Wir haben aktuell die Möglichkeit, den Aufbau digitaler Infrastruktur in großen Kultureinrichtungen zu unterstützen. Im freien Bereich fördern wir vor allem Projekte und hoffen, dass die freien Gruppen darin lernen, mit digitalen Tools und Möglichkeiten umzugehen. Im Gesamtbild wünschen wir uns, dass unter dem Zeichen der Digitalisierung große und kleine, freie und feste, städtische und ländliche Theater und Ensembles stärker kooperieren, als das in der Vergangenheit der Fall war.

Teil 2 des Gesprächs folgt im Newsletter Oktober 2022.

 

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