Die Digitale Bühne im Test

Die Hochschule für Schauspielkunst (HFS) Ernst Busch in Berlin

Andree Gubisch ist Professor für Sprecherziehung an der HFS Ernst Busch, mit Prof. Ulrike Völker leitet er gemeinsam den Fachbereich Sprecherziehung an der Abteilung für Zeitgenössische Puppenspielkunst. „Die Sprecherziehung schult Atem, Stimme und Lautbildung für den künstlerischen Sprechausdruck, und im Bereich Puppenspielkunst bekommt sie einen besonderen Akzent dadurch, dass nicht Menschen die Rollen verkörpern, sondern Figuren oder Objekte.“ Dem  Material, den Formen und dem Aussehen der Puppen, wie auch der Art, mit ihnen umzugehen, entspricht die Suche nach besonders ausgeprägten Sprechweisen.

Aus einem langen Interesse an den Möglichkeiten eines künstlerischen Sprechens und  Spielens im digitalen Raum suchte Andree Gubisch den Kontakt zur Digitalen Bühne, weil er mit den digitalen Mitteln, die während des COVID-Lockdowns zur Verfügung standen, nicht zufrieden war. „Ich hatte die Hoffnung, einen Raum zu finden, der im Digitalen wenigstens annähernd das ermöglicht, was wir in einer Live-Situation erfahren.“

Über die Notlage der Pandemie hinaus eröffnet die Digitale Bühne neue Wege, mit dem digitalen Raum zu arbeiten – nicht nur als Ersatz für eine physische Präsenz, sondern als Erweiterung der künstlerischen Ausdrucks- und Gestaltungsmöglichkeiten. „Wir werden unsere Lehrformate, die auf den Präsenzunterricht angepasst sind, überdenken und erweitern um die Mittel, die die Digitale Bühne zur Verfügung stellt.“ Aktuell müssen dafür noch einige Klippen in der Internet-Versorgung der Hochschule überwunden werden, aber Linien in die Zukunft zeichnen sich bereits ab.

Mit ihrer 3D Audioqualität macht es die Digitale Bühne möglich, die Stimme neu zu erleben und mit dem räumlichen Hören intensiv zu arbeiten. „Das immersive 3D Hören ist für uns wichtig, denn die Stimme ist das Instrument, das wir nutzen.“ Welche Verbindungen das digitale Audio mit dem bildnerischen Element der Puppenspielkunst eingehen kann, bleibt auszuprobieren. „In Experimenten der Studierenden haben wir gesehen, dass der digitale Raum auch eine Bühne für die Puppe bilden kann - im Bild auf dem Bildschirm ist die Puppe sogar viel akzeptabler als ein Mensch.“

Ein künftiger Fokus an der HFS Ernst Busch wird auf der Arbeit mit hybriden Formaten liegen, wo ein Teil der Akteure live on stage ist und ein anderer Teil digital zugeschaltet wird. Andree Gubisch denkt das hybride Element zunächst als ein Format für die Vermittlung und die Probe. Für März 2023 plant er eine Kooperation des Puppenspiels mit einem Chor, an der ein E-Musiker zumindest während der Proben digital teilnehmen soll. Auf einer weiteren Ebene sieht Andree Gubisch die Digitale Bühne als eine Möglichkeit, innovative Kunstformate zu entwickeln. Die Studierenden an der HFS Ernst Busch experimentieren bereits mit dem Auftritt im digitalen Raum, aber auch mit der Erweiterung des Bühnenraums durch digitale Möglichkeiten, zum Beispiel durch Projection Mapping. „Das sind Spielformen, die ausprobiert werden wollen.“ Wenn die Digitale Bühne in Zukunft ein Plug-in für Streaming Plattformen anbietet, dann entsteht auch auf dieser Linie Potential, neue Formen des Auftritts, zum Beispiel auf Twitch TV, auszuprobieren.

In allen diesen Arbeitsfeldern ist es für die Studierenden und für die Lehrenden wichtig, dass die Technologie der Digitalen Bühne leicht anwendbar ist. Es ist dabei ein Vorteil, dass vor allem digital-stage-pc und digital-stage-web auf die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden können. „Und  natürlich kommt auch die Idee einer Community der Digitalen Bühne, in der Austausch und Feedback möglich sind, der künstlerischen Nutzung sehr entgegen.“

Mitmachen und ausprobieren